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Al MENA-Konferenz٤: Lernen aus der Krise – Perspektiven der Didaktik im Lichte der Pandemie

© DAAD

Seit 2017 veranstaltet die DAAD-Außenstelle Kairo die regionale alMena-Konferenz mit dem Ziel, verstärkt Nachwuchswissenschaftler*innen aus den Bereichen Germanistik, Deutsch als Fremdsprache (DaF) und German Studies aus der ganzen MENA-Region einzubeziehen und innovative Themen aus den oben genannten Fachbereichen zu erörtern. Dabei sollen insbesondere zukunftsträchtige Perspektiven der Germanistik und des Faches Deutsch als Fremdsprache diskutiert werden, um die Beschäftigungsfähigkeit von Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen.

Aus diesem Grund fand dieses Jahr die 4. regionale alMena-Konferenz (alMena٤) am 07. und 08. Dezember 2022 online statt, mit dem Titel:

alMena٤- Lernen aus der Krise: Perspektiven der Didaktik im Lichte der Pandemie

Ziel der diesjährigen Konferenz ist, (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der MENA-Region zusammenzubringen, die sich mit der deutschen Sprache, Germanistik und Deutsch als Fremdsprache beschäftigen, um sich schwerpunktmäßig zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Didaktik und Methodik im Licht der Covid-19-Pandemie auszutauschen.

Die Veranstaltung fing mit dem Grußwort des neuen Außenstellenleiters, Dr. Carsten-Michael Walbiner an, der vom umfassenden Angebot in Ägypten und in der MENA-Region erzählte.

Plenarvorträge

Der 1. Plenarvortrag am 1. Tag von Prof. Dr. Christian Krekeler (Hochschule Konstanz) erörterte Konzepte des E-Learnings bzw. der E-Didaktik an Hochschulen im Rahmen des Deutschunterrichts. Die Konzepte Interaktivität, Kollaboration und Feedback werden als Merkmale erfolgreicher digitaler Lernarrangements betrachtet. Sie werden im Einzelnen vorgestellt und anhand von zwei Beispielen: Online begleitete Projekte und Einsatz von E-Games zur Motivationssteigerung erläutert.

Im 2. Beitrag wurde kurz das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „TRANSLANG – Translanguaging in International Teacher Training“ vorgestellt. Das Projekt ist eines von 19 Modellprojekten in Deutschland und ist Teil des Programms Lehramt International des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Ziele von TRANSLANG sind:

  • das Thema Mehrsprachigkeit und Translanguaging in den Lehramtsstudiengängen der deutschen und der Partnerhochschulen zu verankern
  • das Netzwerk mit ausländischen Lehrerbildungsstandorten auszubauen
  • die “Internationalisierung im eigenen Land” zu fördern, um die interkulturellen Kompetenzen von Studierenden zu stärken und Lehrende in die Lage zu versetzen, ihre interkulturelle Expertise anderen zugänglich zu machen
  • die lehrbezogene Internationalisierung zu verbessern und sichtbarer zu machen
  • die internationale Mobilität von Lehramtsstudierenden zu erhöhen

Vorträge

In den verschiedenen Vorträgen aus Ägypten, Marokko und Algerien haben die Referierenden Einblicke in die Lehr- und Lernpraxis in der Corona-Pandemie in der MENA-Region gegeben.

Dr. Samah Ali von der Misr University For Science and Technology (MUST) berichtete von den Vorteilen und Nachteilen vom digitalen Deutschunterricht an ihrer Fakultät. Der Online-Unterricht gibt einerseits dem Lehrenden als auch dem Lernenden mehr räumliche Flexibilität, die Möglichkeit die Medienkompetenz zu erweitern und das autonome Lernen und die Eigenverantwortung der Lernenden zu stärken. Andererseits erfordert das eine hohe Selbstmotivation und schränkt den sozialen Kontakt ein.

Dr. Mounia Alami (Fes Universität) berichtete von „Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für Germanistik/DaF in Blended- u. Online-Learning-Formaten in Marokko“.  Sie fasste die „Lessons learnt“ aus der Corona-Krise zusammen und welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, um die Zukunft der Germanistik bzw. des Deutschlernens in Marokko zu optimieren. Außerdem listete sie die marokkanischen Gesetze und Reformen seit 2015 in diesem Kontext und die am häufigsten benutzten digitalen Plattformen an marokkanischen Hochschulen auf.

Eine große Herausforderung sowohl in Ägypten als auch in Marokko ist die sehr instabile Internetverbindung, die mangelnde Infrastruktur sowohl an der Hochschule als auch bei den Studierenden und die entwicklungsbedürftige Medienkompetenz sowohl bei Lehrenden als auch bei Studierenden. Eine angemessene Methode zur Leistungsmessung und fürs Testen und Prüfen war im digitalen Format auch erschwert. Fazit davon war: Die Bildungsgerechtigkeit ist somit bedroht und die Resilienz des Bildungssektors soll gestärkt werden.

Im darauffolgenden Vortrag „DaF-Unterricht in der Coronapandemie an der Universität Oran 2: Eine Herausforderung mit neuen Perspektiven“ von Dr. Sihem Chafi (Oran Universität/ Algerien) ging es um die neuen didaktischen Ansätze mit der Nutzung der neuen Lernmethoden durch die Lernplattform der Universität Oran 2 im Rahmen des hybriden Lernens während der Pandemie. Im Vortrag wies Dr. Sihem Chafi auf die bedeutende Rolle von Videos hin und wie dadurch das Online-Lernen bereichert werden kann. Eine der größten Schwierigkeiten an der Universität Oran war die Abneigung vieler Lehrpersonen als auch Studierender vor Online-Unterricht, v. a. bei mangelnder Benutzerfreundlichkeit des Online-Tools. Die Umstellung hat auch zu quantitativen Methoden der Leistungsmessung, wie MSQ-Übungen und Tests geführt. Im Allgemeinen war die Umstellung eine große Herausforderung für alle Beteiligten, weil die Hochschulen in Algerien kein separates digitales Angebot hatten, und die Lehr- und Lernpraxis in dieser Hinsicht noch entwicklungsbedürftig ist. In diesem Zusammenhang ist die Unterstützung der Schlüsselakteure auf institutioneller und politischer Ebene auch erforderlich.

Workshops

In den vier Praxisworkshops besprachen und erörterten die Workshopleiterinnen und Moderatorinnen mit den Teilnehmenden folgende Themenschwerpunkte:

  • Anwendungsorientierte methodisch-didaktische Ansätze im hybriden Format an Hochschulen für Germanistik/DaF
  • Desiderata für die Standardisierung der curricularen Planung an Hochschulen in Zusammenhang mit der Digitalisierung
  • Bedarfsorientierte Kompetenzentwicklung zur Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit von Germanistik-/DaF-Studierenden
  • Akademische Deutschlehrerausbildung/- fortbildung/- weiterbildung

Mit einem Erfahrungsaustausch über das Thema mit Leitfragen fingen die Workshops an. Danach folgte eine Inputphase durch den Moderator und am Ende wurde das Thema mit den Teilnehmenden reflektiert und Empfehlungen für die Bedarfe gesammelt.

Die Empfehlungen wurden dann am 2. Veranstaltungstag von den Moderatorinnen und Workshopleiterinnen vorgestellt.

Podiumsdiskussion

Das Angebot der deutschen Sprache an Hochschulen der MENA-Region ist v. a. in Ägypten sehr umfangreich und vielfältig: Germanistik, Deutsch als Fremdsprache bzw. studienbegleitender Deutschunterricht. Der Anreiz, Deutsch zu lernen und zu studieren, ist groß: Bessere Berufsperspektiven, ein Studien- oder Forschungsaufenthalt in Deutschland sowie kulturelles, politisches oder wirtschaftliches Interesse geben immer mehr Studierende als Begründung an. Trotz der hohen Nachfrage und des umfangreichen Angebots begegnen Germanistik- u. DaF-Absolvierende großen Schwierigkeiten bei der Beschäftigung wegen mangelnder Schlüsselkompetenzen, wie z. B. Sprachkenntnisse.

An der Diskussion haben sich die Schlüsselakteure im Bereich Germanistik/DaF an ägyptischen Hochschulen beteiligt, um den aktuellen Stand zu diskutieren: den fachlichen Bedarf, die Herausforderungen und Zukunftsaussichten. Die Podiumsdiskussion trug den Titel: „Die deutsche Sprachlehr- u. -lernpraxis in Ägypten: ein Schmelztiegel oder Patchwork?“ Wo stehen wir im Bereich Germanistik/DaF in Ägypten? Wohin möchten wir? Die Diskussion wurde vom Außenstellenleiter, Dr. Carsten-Michael Walbiner, moderiert.

Prof. Dr. Ola Abdelgawad (Ain-Schams-Universität): „Es gibt mehr als 20 Programme für Germanistik in Ägypten und die Zahl der Studierenden nimmt ständig zu. Es besteht der Bedarf, dass sich die verschiedenen Universitäten – durch die Festlegung von Schwerpunktsetzung – profilieren. Die Deutschabteilungen sollten enger zusammenarbeiten und sich untereinander koordinieren, statt zu konkurrieren. Mehr Struktur ist gebraucht und es sollten mehr Synergien geschaffen werden. Eine Unterscheidung zwischen Pflicht- und Wahlmodulen für die spätere Beschäftigung (Übersetzung, Reiseleitung… usw.) wäre eine gute Lösung dafür. Die Zusammenstellung eines zuständigen Ausschusses wird allmählich gebraucht, um eine Struktur zu schaffen und diesen Prozess in die Wege zu leiten.“

Dr. Walbiner (DAAD) hatte in diesem Zusammenhang nach den Erfahrungen am Exzellenzzentrum an der Ain-Schams-Universität gefragt und wie eine Struktur im Programm entstanden ist.

Dr. Basem Schoaib (Ain-Schams-Universität): „Die Digitalisierung war integraler Bestandteil des Masterstudiengangs als es 2008 am Exzellenzzentrum gegründet wurde. Der Masterstudiengang ist das 1. Programm in Ägypten, das sich am Bologna-Prozess orientiert. Es ist eine Hochschulkooperation zwischen der Ain-Schams-Universität und der Universität Leipzig. An mehreren Tagungen wurde das Programm bewusst entwickelt unter Berücksichtigung von Ansätzen, wie Praxisorientierung, Bedarfe auf beiden Seiten und das internationale Niveau. Das war von Anfang an ein klares Ziel. Die Inhalte haben sich im Laufe der Zeit – auch aufgrund der Pandemie – entwickelt und die Vernetzung wurde auch schrittweise gefördert.

Oft herrscht Skepsis seitens Akademiker – was Aussprache u. Phonetik beim Spracherwerb im digitalen Format angeht, aber der Masterstudiengang erfordert schon vorhandene Sprachkenntnisse und keine Nullanfänger.

Im Bereich Medienkompetenz bereitet auch das Programm die Studierenden (zukünftiges Lehrpersonal) vor, indem sie Zugang zur Bibliothek an der Universität Leipzig haben und dadurch die Distanz überbrückt wird. “

Prof. Dr. Dina Salama (Kairo Universität) knüpfte an und erzählte, wie der Germanistik-Bereich – wie alle anderen Bereiche – von der Pandemie betroffen war und es spezielle Herausforderungen gab, die den Umständen gewidmet sind. Man musste die Technik beherrschen, lernen, mit dem Schock umzugehen auf privater und beruflicher Ebene, sich der Tatsache stellen und einen Weg finden. Eine Umstellung war notwendig, verschiedene Plattformen auszuprobieren, bis eine Vereinheitlichung erreicht wurde, Medienkompetenz auf beide Ebenen, retrospektiv die Lehrkraft wurden im Bereich Medienkompetenz gefördert, die Studierenden nicht. Da hätte man mehr machen können.

Beim Erwerb von Sprache war es besonders schwierig. Ziel des Spracherwerbs ist die Kommunikation, das war erschwert, da Mimik, Gestik und persönlicher Kontakt eine große Rolle dabei spielen. Es gab Störungen und trotzdem musste man die Kommunikation aufrechterhalten. Die Motivation der Lernenden zu bewahren, war auch eine Herausforderung. Aber Medienkompetenz ist nicht die einzige Kompetenz, die von Lehrkräften gefordert wird.

Das Lehrpersonal muss den Studierenden kulturelle und interkulturelle Kompetenzen beibringen und das passiert durch die persönliche Begegnung. Trotz der Nachteile hatte man die Möglichkeit, sich online zu begegnen.

Das digitale Format war eine gute Weiterbildung für das Lehrpersonal und eine zeitliche Entlastung, wenn man an verschiedenen Hochschulen tätig war.

Eine wichtige Schlussfolgerung: Das digitale Angebot soll auf jeden Fall ausgebaut werden, v. a. für die Leute die studienbegleitend Deutsch lernen, dennoch von einem Dozenten, der über umfangreiche Kenntnisse über Deutsch und Deutschland verfügt, interkulturelle Kompetenz ist unentbehrlich in diesem Kontext. Germanistik ist wichtig für die Vermittlung von Sprache. Das ergänzt sich gegenseitig. Das sollte man auf jeden Fall weiter fördern.

Das Interesse an der deutschen Sprache in Ägypten ist eine Tradition. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ägypten in Wissenschaft und Forschung auch. Das ist ja auch das Ziel des DAAD, den Wandel durch Austausch zu fördern.“

Dr. Walbiner kommentierte daraufhin, dass die Lehren der Studierenden mehr als Medienkompetenz sind. Es geht dabei nicht nur um die Bedienung von Geräten, sondern um die Selbstdisziplin, den Umgang mit den Folgen der Vereinsamung und des mangelnden sozialen Austauschs. Auf ähnliche Situationen sind wir jetzt besser vorbereitet, meinte er.

Nermine Abdelaty (DAAD) berichtete von dem Angebot des DAAD in Pandemiezeiten. Die Bedarfe haben sich in der Zwischenzeit geändert und das Angebot des DAAD wurde auch an die Umstände angepasst. Kurzzeitmaßnamen, wie die Hochschulsommerkurse wurden 2021/22 im digitalen Format vergeben. 2022/23 wurde das Programm wegen Budgeteinschnitten ausgesetzt, aber die Kurzzeitmaßnahmen werden wieder freigegeben und ausgeschrieben.

Prof. Dina Salama meinte auch, dass es ihr bei der zweiten Umstellung – hin zu Präsenzformaten – aufgefallen ist, dass die Studierenden verlernt haben, zu schreiben, motorische Fähigkeit fehlten ihnen. D. h. für sie, Technik mit Vorsicht genießen. Ihr zufolge ist es wichtig, Schreibfähigkeiten wieder zu beleben.

Dr. Walbiner: „Studienbegleitender Deutschunterricht ist da bei der GUC ein Vorreiter“

Prof. Dr. Reem Etman (German University in Cairo) berichtete von den Anfängen an der GUC, wo die Herausforderungen die große Studierendenzahl, der Bedarf nach qualifizierten Lehrkräften und die Motivationsfrage seitens der Studierenden waren.  Damit man das auf die Beine stellen konnte, musste man qualifizierte Lehrkräfte für 5000 Studierende finden. Die Niveaustufen umfassen A1-A2 für das Basisprogramm. Man kann auch am Wahlprogramm für ein höheres Niveau für den Master oder die Arbeit teilnehmen, aber auch für den wissenschaftlichen Austausch mit andern (Partner)Universitäten. Das Basisprogramm hat zum Ziel: Die Teilnehmende können in Deutschland leben, kommunizieren und Kontakte knüpfen.

Für die 40 Lehrkräfte wurde mithilfe des DAAD und des Goethe-Instituts eine eigene Ausbildung entwickelt. Und diese ist wichtig, v. a. für angehende Lehrkräfte, die kein Lehramtstudium gemacht haben. Absolvierende des Masterprogramms am Exzellenzzentrums sind daran stark beteiligt. Sie haben das fachliche Knowhow, machen ein Auslandssemester und ein Praktikum an Deutschen Schulen, außerdem ist ein Praktikum an der GUC integraler Bestandteil des Programms (à Praxisorientierung des Masterprogramms).

Sie fügte hinzu, dass im Allgemeinen Lehrkräfte laufend an der GUC gebraucht werden. Das ist eine der Herausforderungen. Eine andere Herausforderung sind Fragen, wie: Wie motiviere ich die Studierenden? Oder: Warum lerne ich Deutsch? V. a. bei denjenigen, die nicht vorhaben, in Deutschland zu studieren oder zu abreiten. Für diejenigen, die in Deutschland weiterstudieren möchten, ist das selbsterklärend. Für diejenigen, die in Ägypten arbeiten möchten, erfordert das Anreizsysteme, aber der Arbeitsmarkt ist an sich an Anreizsystem. Sprachfähigkeiten sind ein Bonus. Absolvierende merken das. Deshalb organisiert die GUC regelmäßig auch Orientierungssitzungen, um den Studierenden klarzumachen, welche Bedeutung Deutschkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt haben.

Dr. Walbiner kommentierte an dem Punkt, dass es ein Vorteil hier in Ägypten ist, dass man Germanisten zu Lehrkräften machen. In anderen Ländern haben die meisten keine pädagogische Erfahrung und deren Sprachfähigkeiten sind zu niedrig dafür.

Im Rahmen des Arbeitskräftemangels und der Arbeitsmigration werden die Hürden niedriger: Aber die sprachlichen und fachlichen Qualifikationen sind immer noch erforderlich. Und mit Englisch kann man in Deutschland nicht arbeiten.

Die Ausbildung in Ägypten hat mittlerweile zum Ziel, Fachkräfte für Deutschland zu qualifizieren; „Brain-Drain“, „Brain-Gain“ und die damit verbundenen Herausforderungen gehören dazu.

Prof. Ola Abdelgawad war der Meinung, dass es im Allgemeinen bessere Berufschancen für die Kombi-Studiengänge als für die klassischen Programme gibt, v. a. Absolvierende von der Sprachenfakultät, Ain-Schams-Universität. Diese Gruppe stellt die größte Gruppe der Absolvierenden dar. Sie haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da sie während des Studiums einen Nachweis für ein sechzigstündiges Praktikum aufweisen müssen. In diesem Zusammenhang funktioniert die Zusammenarbeit mit den Stakeholdern gut. Es werden Job-Messen organisiert, auf denen man auf Lücken in den Qualifikationen hinweist. Des Weiteren werden den Studierenden Extra-Kurse im Bereich Kundendienst angeboten, da werden auch Hunderte aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, um DaF-Lehrkräfte auszubilden, die auch an Schulen angestellt werden, läuft auch gut. Fazit ist: Mit Deutschkenntnissen kann man ein gutes Gehalt erzielen.“

In diesem Zusammenhang stellte Dr. Bassem Schoaib die Frage in die Runde, ob ein Mitarbeiter im Kundendienst eine akademische Ausbildung braucht. Das entspricht nicht den Zielen der Studiengänge: entweder man passt die Studiengänge an die Bedarfe des Arbeitsmarktes trotz herausfordernder Strukturen an; oder man schafft Studiengänge, die den Arbeitsmarkt bedienen. Man kann auch DaF-Lehrkräfte für Sprachzentren ausbilden. Die Bedarfe sind nicht im Einklang mit den bestehenden Studiengängen. Es ist wichtig, zu wissen, was wir überhaupt machen: Germanistik; DaF als Lehramtstudium bzw. DaF für den Spracherwerb. Die Gefahr ist: Es gibt keinen akademischen Zuschnitt mehr und Sprachkenntnisse sind kein Maßstab für ein akademisches Studium.

Prof. Dr. Ola Abdelgawad schlug dementsprechend die Umgestaltung der Studiengänge vor, sodass es ein Basismodul für den Spracherwerb für alle gibt und danach Wahl- bzw. Profilmodule für die einzelnen Spezialgebiete. Aber man muss dafür den fachlichen und den administrativen Rahmen dafür schaffen. Das könnte auch zum Verschwinden von bestimmten Fachbereichen führen, wie Literaturwissenschaft.

Prof. Dr. Dina Salama war ganz anderer Meinung. Ihrer Ansicht nach helfen die Interpretations- u. Analysefähigkeiten, die man anhand von Literaturwissenschaft und Übersetzung lernt, dabei, die sprachlichen Nuancen zu erkennen und zu verstehen, die man für den Kundendienst braucht.

Aber eine Kooperation auf Abteilungsebene ist in diesem Prozess wichtig. Jeder Studiengang soll ein eigenständiges Profil haben. Parallel dazu soll man gemeinsame Kurse anbieten und ein Praktikum an der GUC wäre eine sehr gute Ergänzung für Germanistik-Studierende für den Austausch der Expertise und die Weitergabe des Wissens und das Abdecken der Bedarfe.

Prof. Reem Etman war damit sehr einverstanden und wies darauf hin, dass die Voraussetzung dafür auf jeden Fall das B2-Niveau ist.

Prof. Dr. Ola Abdelgawad kommentierte, dass es auch Angebote mit dem „National Center for Translation“ gibt, wie Fachübersetzungs- u. Ausbildungskurse und ganz wichtig: Übersetzungswettbewerbe.

Außerdem gibt es auch eine Zusammenarbeit mit Verlagshäusern, als Lektoren bzw. als Übersetzer. Studierende der anderen Universitäten können dann an den Kursen teilnehmen. In Ägypten haben wir bildungs- u. berufsorientierte Studiengänge.

Trotzdem ist viel Potenzial noch nicht ausgeschöpft: Wenn man die Zusammenarbeit innerhalb der Universität unter den Fakultäten verstärkt, auf nationaler Ebene bzw. auf regionaler Ebene, würde dadurch Germanistik noch mehr Chancen haben.

Dr. Walbiner bestätigte mit den Abschlussworten, dass es tatsächlich ein breitgestreutes Angebot ist und wir sehr engagierte Akademiker haben und das Interesse auch noch wächst.

Der DAAD hofft, dass in näherer Zukunft mehr Synergien auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene geschaffen werden, um es mehr Hochschulkooperationen dadurch entstehen.

Autorin: Nermine Abdelaty

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